Eine Große Wiese

---> Mensa, Ein Tisch
Mit den Händen in den Hosentaschen und ausdruckslosem Gesicht lief ich durch das Camp.
Seit Wochen ging das jetzt schon so und wirklich etwas geändert hatte sich bei mir nicht.
Obwohl man es mir äußerlich nicht ansah, war in mir das totale Gefühlschaos, was mich einfach nicht ruhig werden ließ.
Ich konnte mich nicht einfach irgendwo hinsetzen und ausruhen, nichts essen und auch nicht in gedanken versinken.
Sogar sportliche Aktivitäten wie Training machten mich depressiv.
Ich war also gefangen in der Realität und völlig ruhelos.
Am liebsten würde ich schreien, doch kein Laut kam über meine Lippen.
Als ich den Kopf hob, war ich auf einer großen Wiese angelangt.
Hier hatte ich mich mit Lucas und Ava verabredet, warum genau ich das getan hatte wusste ich nicht mehr.

>>>>>>>>>> Avas Hütte <<<<<<<<<

Ava und ich kamen auf der Wiese an und fanden dort Daniel zum Glück.
Grinsend lief ich zu ihm in der Hoffnung ihn ein wenig aufzumuntern, zwar glaubte ich nicht daran das ich es schaffte aber ich hoffte es.
Dieses Mädchen hatte ihn wirklich verändert.
Gerade als ich ihn begrüßen wollte verdichteten sich die Schatten und sie saß auf dem Boden.
Um ehrlich zu sein sah sie wirklich scheiße aus.
Ihre Haare waren teilweiße verfilzt und mager war sie auch, dazu kommen noch ihre Blutunterlaufenen Augen und ihre zerrissene Klamotten.
Ich würde ja zu ihr gehen aber sie war der Grund warum es Daniel so schlecht ging.

Ich folgte Lucas zur Wiese, wo ich fast auch sofort Daniel erblickte.
Sanft lächelte ich ihn an und auch wenn sein Gesichtsausdruck keine Gefühle zuließ, wusste ich genau wie er sich im inneren fühlte.
Und dann tauchte auch der Grund dafür auf.
Siox sah wirklich nicht gut, im Gegenteil.
Da die beiden Jungs noch immer stocksteif standen, überbrückte ich den Abstand und ging vor Siox auf die Knie.
Was ist passiert? Wo warst du?, fragte ich leise und mitfühlend.
Ich erwartete nicht wirklich eine Antwort, aber im gegensatz zu den Jungs wollte ich sie nicht einfach sitzen lassen.

Mein Kopf brummte und die Wirkung der Droge hatte auch schon aufgehört.
Vor mir saß Ava, aber ich wollte nicht mit ihr reden, deshalb stand ich schwankend auf.
Vielleicht hätte ich mich doch von den Agenten zu meiner Hütte bringen lassen sollen, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen.
Lass mich! fauchte ich und lief wankend ein paar Schritte.
Ja es wäre wirklich besser gewesen.
Mein Blick fiel auf Daniel, doch seiner Miene nach zu urteilen freute er sich nicht gerade mich zu sehen und auch Lucas sah mich finster an.

Kurz zuckten meine Mundwinkel, als Siox plötzlich hier auftauchte doch ich hatte mich bereits wieder unter Kontrolle.
Ich rührte mich nicht, auch nicht als Ava sich vor Siox niederkniete.
Es interessierte mich schon, wo Siox sich rumgetrieben hatte, doch ich schwieg.
Wie erwartet stieß Siox Ava zurück und wankte ein paar Schritte zurück.
Noch immer blieb ich stehen und musterte Siox ausdruckslos, auch als sie zu mir und Lucas sah.

Das sie Ava so anfauchte hätte ich nicht erwartet und das hätte sie auch nicht tun sollen.
Wütend stellte ich mich vor Siox und packte sie am Kragen.
Sie ihn dir an! Siehst du was du mit ihm gemacht hast! fuhr ich sie an.
Sie wehrte nicht gegen mich, was mich wunderte und auch meine Energie nahm sie nicht.
Verwundert aber gleich wieder Wütend blickte ich sie an.
Lass ab jetzt deine dreckigen Finger von Ava und Daniel! Hast du mich verstanden?!
Wieder keine Reaktion.
Wütend schüttelte ich sie, doch es schien als ob sie nicht mal anwesend wäre.
Ob du mich verstanden hast?! wiederholte ich, doch vergebens sie starrte weiterhin zu Daniel.
Kurz war alles still, bis mir meine Hand ausrutschte und ich ihr eine Schallende Ohrfeige verpasste.

Mir war klar gewesen, dass Lucas ihr nicht wohlgesonnt war und trotzdem hatte es mich überrascht, dass er sich zurück gehalten hatte.
Und auch das es ihn nur noch mehr reizte, wenn Siox ihn ignorierte.
Doch ihr Blick lag weiterhin auf Daniel, der sie ausdruckslos ansah.
Langsam kam ich auch wieder auf die Beine und wollte grade Lucas sagen, dass er aufhören soll, als es ganz still wurde.
Diese Stille wurde dann von seiner Ohrfeige unterbrochen.
Geschockt schlug ich die Hände vor den Mund.
Lucas!, rief ich erst geschockt, bevor ich dann doch wütend wurde.
Man sah doch wie elend es Siox ging, da würde eine Ohrfeige auch nichts helfen.
Ich sah zu Daniel, der mich in diesem Moment eher nachdenklich musterte und leicht den Kopf schüttelte.
Als biss ich mir auf die Lippe und schwieg.
Meiner Meinung nach taten sich Siox und Daniel grade nur selber weh, und das musste aufhören.
Aber eine Ohrfeige würde da nichts bringen.

Die ganze Zeit über hatte ich zu Daniel gesehen, erst als der stechende schmerz der Ohrfeige mir tränen in die Augen trieb sah ich zu Lucas.
Kurz schnappte ich nach luft, doch ich würde ihm die Genugtuung nicht geben mich wirklich verletzt zu haben.
Vermutlich hatte ich es verdient.
Nachdem Ava Lucas´s Namen gerufen hatte lies er mich fallen.
Da das ganze zu schnell für mich war knickten mir die Beine weg, weshalb ich auf dem Boden saß.
Die Camper um uns herum fingen an zu tuscheln und durch diese Aktion wurde das Bild der Mörderin doch Perfekt.
Als ich auch noch hörte wie mich jemand so nannte, stand ich so schnell wie es eben mit meinem geschwächten Körper ging auf und lief wankend los.
Ich wollte nur noch weg hier, bevor ich noch anfing zu weinen oder noch weiter sehen musste wie Daniel mich so kalt anstarrte.
Als ich mich umgedreht hatte lief schon eine Träne meine Wange hinunter und den schmerz der Ohrfeige war nur noch Nebensache.

Ich warf Ava einen warnenden Blick zu, da ich genau wusste, was sie von der Aktion hielt.
Tatsächlich schwieg sie und ich wandte mich wieder dem geschehen zu.
Lucas ließ Siox grade fallen, weshalb ich nach dem Arm von lucas griff und ihn zu mir zog.
Was zur Hölle soll das?, meinte ich, und diesmal schwang ein hauch Wut mit.
Du siehst doch wie sie aussieht, da wird eine Ohrfeige auch nicht helfen.
Und Ava findet das auch nicht grade gut, dass kannste mir glauben.
Oder willst du unbedingt Probleme im Paradies?, zschte ich leise zu Ende und sah über seine Schulter zu meiner besten Freundin.
Sie sah Siox nach, bevor sie mich ansah.
In ihrem Blick lag irgendwas, dass mir einen Stich versetzte und plötzlich wollte ich mit Siox reden.
Also ließ ich Lucas los und folgte Siox.

Natürlich wollte ich keinen Ärger haben, aber es war doch ihre Schuld das es Danny so schlecht ging.
Wütend wendete ich mich ab und ging zu Ava.
Tut mir leid, murmelte ich und zog sie in meinen Arm.
Das Daniel jetzt Siox folgte gefiel mir gar nicht, aber was wollte ich schon dagegen tun?
Irgendwie verspürte ich wirklich ein hauch von reue.

Als er mich in den Arm nahm, rang ich kurz mit mir selbst.
Doch schließlich erwiederte ich seine Umarmung, auch wenn das Thema noch nicht erledigt war.
Schon okay, murmelte ich leise und sah zu ihm hoch.
Ich fand es wirklich gut, dass Danny jetzt versuchte mit Siox zu reden.
Anders würden die beiden ja eindeutig nicht mehr weiterkommen.
Die anderen Camper tuschelten jetzt wieder leise und wenn es irgendeinen Camper gab, der daran gezweifelt hatte, dass wir zusammen waren, glaubte es jetzt wohl doch.
Ich seufzte lautlos auf.

Erst registrierte ich nicht das Daniel mir folgte ich versuchte einfach die Stimmen der anderen auszublenden.
Wie gern würde ich jetzt bei Luis am Fluss sitzen und alles vergessen.
Allein der Gedanke etwas glück zu verspüren würde mir helfen, doch ich hatte keinen Stoff bei mir.
Plötzlich wurde mir schwindelig, weshalb ich mich an dem nächst bestem was in meiner Nähe war festhielt.
Erst nachdem ich die Wärmer spürte bemerkte ich das es Daniel war.
Sofort lies ich los und verlor das Gleichgewicht.
Wieder ging ich zu Boden.
Spätestens jetzt hatte ich keinen Wille mehr, weshalb ich einfach auf dem Boden blieb.

Ich lief Siox nach und war auch sofort zur Stelle, als sie haltsuchend um sich griff.
Als sie bemerkte, dass ich bei ihr war, ließ sie mich los, als hätte sie sich verbrannt, was mir einen Stich verletzte.
Sie saß lieber auf dem Boden als mich zu berühren. Noch ein Stich.
Ich setzte mich ebenfalls ins Gras und schwieg.
Keine Ahnung was ich sagen oder tun sollte, weshalb ich still sitzenblieb und Siox musterte.

Daniel sah wirklich verletzt aus was mir weh tat, aber was noch mehr weh tat, war die Tatsache das ich Schuld daran war.
Lange konnte ich ihn nicht ansehen, weil sein Blick viel zu sehr weh tat.
Daniel ich.... Ich wollte ihm sagen das es mir leid tat, aber meine Stimme versiebte.
Der Knoten in meinem Hals wurde immer größer und größer.
Bis ich keine Luft mehr bekam.
Schnell damit er nicht sah das sich eine Träne aus meinem Augenwinkel löste zog ich die Beine an und vergrub mein Kopf in meinen armen die um meine Beine geschlungen waren.

Ich rang mit mir selbst.
Einerseits wollte ich sie am liebsten nur in Arm nehmen, andererseits hatte ich deutlich vor Augen, wie sie mich stehen ließ.
Meine Hände zuckten verrätersich, weshalb ich einen grashalm pflückte und anfing ihn zu zerrupfen.
Siox sah ich nicht mehr an.
Es hat wehgetan, unterbrach ich die Stille.
Wehgetan als du mich zurückgewiesen hast.
Klar, es hat dir sicher auch wehgetan, als ich Ava geküsst habe, aber sag mir, wie ich dir beweisen soll, dass ich nichts für Ava empfinde und ich tue es.
Ich riss den grashalm in der Mitte durch und pflückte einen neuen, sah Siox aber immer noch nicht an.

Ich wusste es ja selbst nicht was er tun konnte, schnell wischte ich die Tränen weg und sah ihn an.
Das weiß ich nicht.... Ich wollte dich nicht zurückweißen. Ich hab nur Angst.
sagte ich und war froh das mir kein wimmern oder schluchzen entkommen ist.
Es wäre das schlimmste für mich wenn Daniel mich alleine Liese. Freunde hatte ich so gut wie keine.
Die Camper hassten mich und Lucas auch.
So blieb ja nur noch Daniel, der einzige Mensch dem ich eigentlich vertraute.
Aber das würde er mir jetzt sowieso nicht mehr glauben.
Ich hatte alles versaut und kaputt gemacht.

Jetzt überbrückte ich den Abstand zwischen uns und nahm sie nach kurzem Zögern in den Arm.
Du brauchst keine Angst haben, murmelte ich leise.
Schweigend hielt ich sie einfach nur weiter im Arm und sah zu dem wolkenfreien Himmel über uns.
Also was ist passiert, als du nicht hier im Camp warst?, unterbrach ich die Stille und sah wieder auf sie hinunter.

Es fühlte sich gut an zu wissen das er mich nicht hasste und mich im Arm hielt.
Doch als er davon anfing wurde mir klar das ich ganz schön scheiße gebaut hatte.
Ehm.... Ist nicht so wichtig. wich ich aus.
Was wenn er sich abgeneigt abwendete?
Allerdings brauchte ich das Zeug uns musste irgendwie versuchen wieder daran zu kommen.
Jetzt musste ich erst mal Daniel davon überzeugen das wir nicht darüber reden werden.

Mit hochgezogener Augenbraue sah ich sie an.
Eigentlich wollte ich schon ganz gerne wissen, was passiert war, doch ich bedrängte sie nicht weiter.
Wenn du nicht drüber reden willst, meinte ich und zuckte mit den Schultern.
Meine Arme nahm ich allerdings wieder runter und verschränkte sie im Nacken.
Dabei richtete ich den Blick wieder auf den Himmel über uns.
Vielleicht würde sie mir irgendwann sagen, wass passiert war.

An seiner Art spürte ich das er mir wohl noch nicht ganz verziehen hatte.
Daniel. Es tut mir wirklich leid, aber als Ava so komisch auf meine Frage reagiert hatte und mir mehr oder weniger gesagt hatte das ihr der Kuss nicht egal war, da hab ich Panik geschoben.
Wenn du nicht mehr da bist bin ich wieder alleine und das will ich nicht mehr.
Die anderen hier hassen mich alle wegen der Sache mit Jeece. Bitte sag mir das du mich nicht hasst.
flehte ich ihn an.
Wieder stand ich kurz vor den Tränen, aber ich schwor mir jetzt nicht zu weinen.
Heute nicht mehr.

Stirnrunzelnd sah ich Siox an.
Die Worte von Lucas geisterten in meinem Gehirn herum, sodass ich Siox nicht ganz glauben konnte.
Aber eins konnte ich mit Gewissheit sagen.
Ich hasse dich nicht Siox, meinte ich sanft und lächelte sie leicht an.
Und ich werde dich nicht allein lassen. Niemals, okay?, fragte ich sanft und hob ihr Kinn mit dem Finger an, damit sie mich ansah.
Wirklich niemals, versprach ich leise und sah ihr in die Augen.
Mit Ava musste ich nachher trotzdem mal reden, so panisch wie Siox geworden war, musste sie wirklich das Falsche gesagt haben.
Zumindest, wenn ich sie allein erwischte, Lucas musste das Gespräch ja nicht unbedingt mitbekommen.

Ich sah ihn an und war in Versuchung ihn zu Küssen, aber ich hielt mich zurück.
Verzeihst du mir? fragte ich ihn.
Dabei sah ich ihn in seine wundervollen Augen, die lang nicht mehr so glänzten wie vor zwei Wochen.
Das er mich niemals alleine lassen würde bezweifelte ich, aber es ist ein schöner Gedanke zu wissen das er mich nicht hasste.
Mein Herz hämmerte wie am ersten Tag an dem wir uns getroffen hatten.
Ich wollte ihn unbedingt auf die Krankenstation bringen wegen seiner Nase.
Die Erinnerung lies mich kurz lächeln.

Ich lächelte ebenfalls leicht, auch wenn ihr Lächeln wahrscheinlich einer Erinnerung galt.
Ich verzeih dir, murmelte ich leise.
Obwohl sie wirklich nicht gut aussah, war sie im Moment die schönste für mich und die versuchung, sie zu küssen wurde größer.
Doch stattdessen nahm ich nur den Finger von ihrem Kinn und zog mich ganz leicht zurück.
Noch immer waren die Worte von Lucas in meinem Kopf und die waren gar nicht so einfach abzustellen.
Und noch war ich nicht bereit, ihr wieder so zu vertrauen wie zuvor.

Als er abrückte und mir klar wurde, dass er zwar gesagt hatte das er mir verzieh aber nicht bereit war von vorn anzufangen tat es weh, aber er hatte recht.
Danke. murmelte ich und stand auf.
So wie es aussah waren wir freunde, aber ich musste es von ihm hören.
Sind wir noch zusammen oder nur Freunde? fragte ich ohne ihn anzusehen.
Das konnte ich nicht, da in mir drin grad alles nervös war.
Ich zitterte aber ich versteckte dies sehr gut.

Ich sah Siox ebenfalls nicht an und verschränkte wieder die Arme im Nacken.
Ich.. ich weiß nicht, antwortete ich schließlich nach ein paar Sekunden.
Einerseits schrie alles in mir danach, dass wir zusammen waren, doch die Worte von lucas hielten mich davon ab, es auszusprechen.
Also ließ ich meinen Blick schweifen und sah nur nicht Siox an.