In der Höhle

Oh verdammt.
Ähm... Ich suchte nach irgendeiner Lüge, die sie mir hoffentlich gleuben würde, aber in solchen Situationen konnte ich noch nie gut lügen, vorallem nicht, wenn mir etwas an der anderen Person lag...
D-du hast es mir am Lagerfeuer erzählt, weißt du das nich mehr?
Mir war klar, dass sie es mir nicht glauben würde, da ich unter Druck öfters mal rot anlief, aber die Hoffnung stirbt zu letzt.

Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte nach.
Hatte ich ihm echt davon erzählt?
Vage konnte ich mich daran erinnern erwähnt zu haben, dass ich die zwei angerufen hatte.
Achso... Stimmt. Ich bin etwas vergesslich., meinte ich mit einem schiefen Grinsen.
Innerlich nahm ich mir vor an meinem Gedächtnis zu feilen.
Ich zeichnete ein paar Muster in den Staub vor mir.

Ich atmete erleichtert aus.
Das war grade noch mal gut gegangen.
Wie sie wohl reagieren würde, wenn sie rausfand, dass ich in ihre Gedanken eingedrungen war..
Eigentlich wollte ich es garnicht wissen.
Ich selbst würde ausrasten, wenn das Jemand bei mir tat.
Es war unmoralisch und falsch.
Nun kamen die Schuldgefühle doch hoch und vermischten sich mit der Eifersucht.
Eine seltsame und sehr unangenehme Mischung, die sich anfühlte, als würde ein Tornado der gleichzeitig aus Feuer und Eis bestand durch meinen Körper fegen.

Aus den Mustern wurden irgendwann Buchstaben und Zeichen.
Als ich realisierte was ich da alles hinmalte wischte ich kurz mit der Hand drüber.
Ich räusperte mich und setzte ein Lächeln auf.
Erzähl was., sagte ich dann einfach.
Das war die Standartaussage wenn ich nicht weiter wusste.

Und was? erwiederte ich und lehnte den Kopf an die kühle Felswand.
Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und sah sie an.
Schon wieder interessierte es mich was sie dachte.
Hatte sie eine Ahnung?
Tappte sie vollkommen im Dunkeln?
Oder hatte sie rein garnichts mitbekommen?
Ich wollte unbedingt eine Antwort, aber ich wollte meine Gabe nicht schon wieder einsetzen.
Es fühlte sich einfach falsch an.
Die Gedanken eines Menschen gehörten eindeutig in die Zone der Privatsphäre und in Gedanken anderer einzufallen hieß in diese einzubrechen.

Ich zuckte mit den Schultern.
Keine Ahnung. Irgendwas komplett sinnloses, oder was sinnvolles oder frag irgendwas oder was weiß ich., sagte ich.
Es kam leichter Wind auf der ein paar Wassertropfen in unsere Richtung trug.
Ich lächelte als ein paar Tropfen auf mein Gesicht fielen.
Zwar war das hier kein Regen, aber es war ähnlich.

Ähm...
Ich wägte meine nächsten Worte ab und hatte mich entschieden etwas zu fragen.
Allerdings wusste ich nicht genau was.
Bist du in Jemanden verliebt? kam es dummer Weise aus meinem Mund und ich biss mir erneut auf die Lippe.
Dümmste Frage ever.
Am liebsten hatte ich mir jetzt selbst eine reingehauen, aber ich blieb vorerst ruhig und wartete ihre Antwort ab.

Ich sah zuerst zu Cody und dann zu Boden bei der Frage.
Meine Wangen wurden etwas rot, genau wie meine Augen.
Ähm,.. Nicht direkt. Ich hab... vielleicht.. eine kleine Schwäche für jemanden aber direkt verliebt... hoff ich jetzt einfach mal nicht., antwortete ich dann komplett geistreich.
Eine Zeit blieb mein Blick noch zum Boden gerichtet.
Als ich dann endlich wieder meiner Stimme komplett traute sah ich nochmal auf.
Und du?, fragte ich dann wieder so geistreich dass mein Blick wieder zu dem Staub wanderte.

Da bin ich mir noch nicht sicher... antwortete ich auf ihre Frage und hielt meinen Blick auf sie gerichtet.
Immerhin hatte sie die Wahrheit gesagt.
Sie war ein ehrlicher Gestaltwandler, das musste man ihr lassen.
Ich wusste nichts mehr zu sagen, weshalb ich einfach den Mund hielt.

Ich nickte und malte wieder im Staub.
Der Raum strahlte noch immer eine schöne Ruhe aus.
Meine Gedanken wanderten herum und kamen irgendwann bei Holiday an.
Denkst du Holiday geht es gut?, fragte ich.
Holiday war mir von Anfang an sympathisch gewesen.
Dass ein Vampir sie entführt hatte, war ein Schlag für das komplette Camp.
Diesmal ließ ich die Muster am Boden und sah meinen Gegenüber wieder an.

Sicherlich... sagte ich grübelnd.
Nicht über Holiday sondern über Coras Frage.
Zimlich selbstzentriert ich weiß, aber hier drin kam es mir vor, als ginge mich alles was dort draußen vorging nichts an.
Außerdem ist Lucas sie ja suchen gegangen. Und erneut flammte die Eifersucht auf.
Lucas hier, Lucas da, langsam nervte das.
Eigentlich war ich ja nicht auf ihn wütend, das war mir auch bewusst.
Ich war halt nur eifersüchtig auf ihn, vor allem wegen Cora.
Warum wusste ich, so leicht das auch zu erraten war, nicht.
Wahrscheinlich war ich nicht bereit dazu es zu begreifen, vielleicht wollte ich es auch nicht.

Alleine oder mit Burnett?, fragte ich.
Wenn Burnett auch weg war, dann wäre das Camp ohne Aufsicht.
Holiday würde durchdrehen.
Wenn die Beiden Holly suchen gegangen waren, würde sie sicher wieder zurück kommen.
Außer der Vampir hatte Verstärkung oder so.
Ich verdrängte alle Sorgen soweit ich konnte und sah Cody fragend an.

Sie sorgt sich um ihn. schoss es mir durch den Kopf und die Eifersucht stieg an.
Mit Burnett. sagte ich und rollte mit den Augen.
Langsam bröckelte meine gut gelaunte Fassade.
Ich zog die Beine an und legte mein Kinn auf ein Knie, den Blick nun stur auf den Boden gerichtet.

Ich nickte nur und sah Cody weiter an.
Als ich merkte, dass seine Laune scheinbar sank machte ich einen besorgten Gesichtsausdruck.
Alles okay, Cody?, fragte ich.
Meine Augen wurde zu einem tiefen dunkelblau.
Im Kopf ging ich Gründe durch was los sein könnte, aber mir viel kein genauer Grund ein.
Also saß ich da und sah ihn weiter fragend, besorgt an.

Ja alles okay. sagte ich etwas schroffer, als ich eigentlich wollte.
Es war kindisch und einfach nicht fair meine schlechte Leune an ihr auszulassen, vorallem in Anbetracht dessen, was ich vorher getan hatte, aber ich konnte nicht anders.
Wie schon gesagt, ich wusste nicht warum ich überhaupt so reagierte und deshalb wusste ich auch nicht, wie ich mich dagegen wehren konnte.
Mein Blick war noch immer auf den Boden gerichtet, was mein kindisches Verhalten im Nachhinein noch unterstrich.
Zu meiner Verteidigung muss aber gesagt werden, dass es als Telepath schwer fiel die Gedanken von Jemandem nicht zu lesen.

Eigentlich hatte ich nicht die Ansicht dass alles okay war.
Allerdings wollte ich auch nicht nochmal nachfragen, da ich nicht wusste ob er darüber reden wollte.
Okay., sagte ich daher.
Dann widmete ich mich wieder meinen Mustern und hing meinen Gedanken nach.
Ich fragte mich wann Holiday wohl wieder hier sein würde und wann ich meine Familie wieder besuchen könnte.
Aus irgendeinem undefinierbaren Grund wollte ich gerade weiter als Wolf oder ein anderes Tier herum rennen.
Am Besten irgendein schnelles.
Meine Augenfarbe ging jetzt etwas ins Graue.
Ich atmete tief durch und vertrieb so die Hälfte der Gedanken.
So machte ich es meistens, einfach verdrängen.
Dann setzte ich wieder ein Lächeln auf, dass echt erschien.
Nur meine Augenfarbe, vorausgesetzt man kannte die Bedeutung, verriet die Täuschung.

Mein Blick wanderte zu einem Stein, der auf dem Boden lag.
Nicht nachgeben. sagte ich mir immer wieder.
Nicht noch einmal würde ich dem Flüstern in meinem Hinterkopf nachgeben.
Stattdessen konzentrierte ich mich auf den Stein.
Fragt nicht wieso, aber das machte es für mich einfacher von Coras Gedanken Abstand zu nehmen.
Geschlagene fünf Minuten starrte ich konzentriert auf den Stein, als sich tatsächlich etwas tat.
Ich hatte mir vorgestellt, dass der Stein anfangen würde über dem Boden zu schweben und das... tat er dann auch.
Ich gab ein keuchendes Geräusch von mir.
Das konnte unmöglich ich sein.
Aber in der Höhle war sonst Niemand außer mir und Cora und ich bezweifelte, dass sie Psychokinetische Kräfte hatte.
Ich musste es mir selbst beweisen und dachte konzentriert daran, dass der Stein im Kreis fliegen würde und unglaublicher Weise folgte der Stein meinen Gedanken.
Mit aufgerissenen Augen sah ich Cora an.

Ich sah eine Zeit lang in der Höhle herum als ich eine Bewegung bemerkte.
Ein Stein flog etwas über dem Boden.
Stopp.. er flog?
Verwirrt blinzelte ich und sah mir den Stein genauer an.
Er schwebte definitiv über dem Boden.
Meine Augen wurden eine Mischung aus Grau, Blau und Violett.
Wie ging das?
Fragend sah ich zu Cody.
Warst du das gerade?

Ich fing an zu grinsen.
Sieht so aus.
Ich öffnete die Hand und lies den Stein darauf landen.
Wie zuvor folgte der Stein meinen Gedanklichen Anweisungen.
Mein Grinsen wurde noch etwas breiter und beinahe vergas ich meine Eifersucht, beinahe.
Aber komm schon, Psychokinese, die Kraft Gegenstände mit Hilfe von Gedanken zu bewegen, cooler ging es einfach nicht.
Ich lies den Stein wieder schweben, wo er ein wenig wackelig in der Luft hing, aber das würde ich noch hinkriegen.
Wirf mal den Stein da her. sagte ich zu Cora und deutete auf einen kleinen Kieselstein der neben ihrem Fuß lag.

Ich grinste und augenblicklich hellten sich meine Augen auf.
Das war einfach cool.
Zwar hatte ich noch nie davon gehört, dass jemand das konnte aber ich war auch keine Fee und konnte das damit nicht wissen.
Ich nickte auf Codys Anweisung hin nur kurz.
Dann nahm ich den kleinen Stein und warf ihn zu meinem Gegenüber.

Ich war zwar darauf vorbereitet, aber es war wirklich schwer den Stein mit meiner Kraft aufzufangen.
Um genau zu sein schaffte ich es erst einige Zentimeter vor dem Boden.
Ich lies ihn wieder aufsteigen und ihn neben dem anderen Stein in der Luft schweben.
Leider war das garnicht so einfach, weshalb der eine Stein wieder auf den Boden fiel.
Mist.. murmelte ich und versuchte diesen Stein wieder hochzuheben.
Es gelang mir zwar, aber ich scheiterte mehrere Male daran beide in der gleichen Höhe zu halten.

Ich beobachtete die beiden Steine fasziniert.
Das ist einfach nur cool., sagte ich mit leiser Stimme.
Ein paar Mal scheiterte Cody, aber ich war der Überzeugung dass er das auch noch schaffen würde.
Psychokinese war schlichtweg beeindruckend.
Ich lehnte mich mit einem Lächeln gegen die Wand hinter mir und sah den Steinen weiter zu.

Endlich hatte ich es geschafft sie beide in der Luft zu halten und lies sie nun um einander kreise ziehen.
Tja das kann Lucas nich was? murmelte ich, hoffte aber dass Cora es nicht hörte.
Ein Hochgefühl hatte sich in mir ausgebreitet.
Nicht nur, weil die Psychokinese einfach der Hammer war, sondern auch weil ich Cora damit scheinbar beeindruckte, und das wusste ich auch ohne ihre Gedanken zu lesen.

Ich verfolgte die Wege der beiden Steine mit meinem Blick.
Als Cody irgendwas murmelte war ich kurz verwirrt, vor allem da ich nur "Lucas" verstand.
Mit leicht geneigtem Kopf sah ich zu ihm.
Was ist mit Lucas?, fragte ich.
Mein Blick blieb noch kurz bei Cody, wanderte dann aber wieder zu den Steinen, welchen ich weiterhin fasziniert zusah.

Ich erstarrte kurz als sie die Frage stellte und lies die Steine fallen.
Nichts, garnichts. sagte ich schnell und versuchte die beiden Kiesel wieder in die Luft zu befördern, was sich allerdings als schwer gestaltete, da all meine Konzentration hinweg war.
Ich machte eine nach oben schleudernde Bewegung mit der Hand und die Steine sprangen gerade zu auf und flogen zur Decke.
Wow. dachte ich.
Auch wenn es seltsam aussieht, Bewegungen verstärken meine Gabe.
Mein Blick wanderte wieder zu Cora, bedauerlicher Weise hatte diese Aktion sie nicht ablenken können.