Ein Tisch am Fenster

>>>>>>>>> Das Ufer <<<<<<<<<<

Schon einige Zeit sitze ich hier am Fenster und schaue aus dem Fenster.
Alle Blicke die die anderen mir zuwarfen ignorierte ich gekonnt, denn irgendwann würden sie das zurück bekommen.
Mit meinen Gedanken war ich längst wieder in der Unterwelt bei meinem Vater, aber leider hatte dieser keine Zeit für mich.
Seufzend stand ich auf und holte mir ein kelch voll Nektar und ein Stück Amborsia zum Essen.
Mit langsamen Schritten lief ich zurück an den selben Paltz wie davor.
Wieder hefteten sich einige Blicke auf mich.

Gezielt schritt ich auf die Mensa zu, da ich den Gedankenstrom von Siox ganz eindeutig dort spüren konnte.
Ich hoffte nicht mehr, dass sie es wusste, ich war mir ganz sicher.
Egal, was in dem Zeitraum passiert war, es hatte mit ihr zu tun und sie würde es mir erzählen, auch gegen ihren Willen, wenn es sein musste.
Ich öffnete die Tür und betrat den Raum.
Sofort flog mein Blick zu dem Tisch am Fenster und eilig lief ich darauf zu.
Von meinem Hinterkopf breitete sich allmählich ein starkes Pochen aus, das mit jedem Schritt stärker zu werden schien, doch ich versuchte so gut es ging dies ausuzblenden.
Als ich an dem Tisch ankam ließ ich mich einfach auf den Stuhl gegenüber dem Mädchen fallen und stützte wortlos meinen schmerzenden Kopf.

Als Cody so stürmisch in die Mensa kam, war ich erst ein wenig verwirrt.
Is was? fragte ich mit einer hochgezogenen Augebraue.
Dabei schaute ich ihn fragend an.
Ich mein was wollte er denn hier? Gerade eben war er noch total verwirrt und nun kam er hier herein spaziert und sah gar nicht mehr so verwirrt aus.
Das er seinen Kopf hielt fand ich nicht schlimm.
Das war bestimmt nur erschöpfung, schließlich hatte er soeben ca. 20 Camper wenn nicht noch mehr auf den Bodenn fallen lassen.
Natürlich wurde ich nicht auf den Boden gerissen, da ich ja schon zur Hälfte in meinem Schatten verschwunden war.

Das Pochen wurde sogar noch stärker und schwarze Punkte fingen an vor meinen Augen zu tanzen.
Was war das nur immer mit meinen Kopfschmerzen?
Ich öffnete den Mund um die Frage zu stellen, die mir auf der Seele brannte, aber etwas in mir ließ die Worte nicht heraus.
Es war das Gleiche Gefühl, das ich verspürte, wenn ich einen Wutausbruch hatte, ob das zusammenhängt?
Ich versuchte Gegen das etwas anzukämpfen, aber der stechende Schmerz in meinem Kopf stieg an und ich schloss die Augen, bis ich dann das Bewusstsein verlor.

Ich gab ein genervtes Stöhnen von mir und öffnete meine Augen wieder.
Codys Verstand kam mir auf die Schliche, allmählich wurde es Zeit diesen Körper vollkommen zu übernehmen.
Wie ich das hinbekommen würde war gar nicht mal so schwer, wie so mancher annehmen würde.
Um genau zu sein infiltrierte ich nämlich Codys Geist und veränderte ganz allmählich seine Persönlichkeit so, dass sie meiner entsprach und ich sein Oberbewusstsein einfach übernehmen konnte.
Einfach und effektiv.
Aber zurück ins Hier und Jetzt.
Ich setzte mich wieder gerade hin und sah Siox an.
Natürlich konnte ich nicht zulassen, dass Cody mit ihr sprach.
Auch wenn ich Codys Gedächtnis löschen konnte, das von Siox zu modellieren würde anstrengender und kraftzehrender sein und ich konnte nicht gebrauchen, dass sie mir misstraute.
Nein. antwortete ich einfach auf ihre Frage und klaute einer Hexe in der Nähe ihre Cola mit meinen Kräften.
Diese protestierte zwar, schwieg aber sofort, als sie meinem Blick begegnete.

Misstrauisch musterte ich ihn auch als er kurz weg zu sein schien.
Warum kommst du dann hier so reingerannt? Hab schon gedacht das irgendwas los is. fragte ich ihn und sah ihn noch immer mit einer erhobenen Augenbraue an.
Sein verhalten war komisch, aber war meins besser?
Ich mein vor nicht mal 24 stunden bin ich allen blicken und gesprächen aus dem Weg gegangen und nachdem ich dann mit ihm geredet hatte, fühlte ich mich vollkommener und ernst genommen.
Nicht so wie diese FRU Leute, die mich drei Tage in einem Auto gesperrt hatten und mir kaum essen und trinken gaben, nur damit ich schneller hier her kommen würde.
Diese erinnerung machte mich wieder wütend, aber ich hielt meine wut unter kontrolle.

Hör auf deine Wut zu unterdrücken.
Ich persönlich fände es sehr amüsant, wenn hier ein paar Leute tot umfallen würden. sagte ich und stellte die Flasche ab.
Und in der Wasserfallhöhle zu schlafen ist vielleicht auch nicht der angemessene Umgang, der dir zusteht. fügte ich hinzu, als ich ihren Geist durchleuchtete wie ein aufgeschlagenes Buch.
Lucas misstraut dir, vielleicht fürchtet er dich sogar, das weiß ich nicht genau.
Immerhin bin ich ein Gedankenleser und kein Empat.
Aber er hat eine recht enge Bindung zur FRU.
Wenn er dir misstraut, wird das auch Burnett und die anderen Agenten aufmerksam machen und das könnte vielleicht noch zu Komplikationen führen.

Das leichte lächeln auf meinen Lippen verschwand.
Ich töte die Leute nicht.... Zumindest noch nicht.... Wenn du de Hund meinst, dann weiß ich auch nicht. Ich hab ihm nichts getan und die FRU Leute können mich schon so nich leiden. Als sie mich aus dem Heim geholt haben, haben sie mich nicht gerade freundlich behandelt und ja.. deshalb habe ich nicht mit ihnen geredet. erklärte ich das mit der FRU.
Die Agenten wollten in den nächsten Tagen noch mal herkommen und versuchen mit mir zu reden, aber da werde ich sie wohl enttäuschen müssen.

Auf ihre erste bemerkung musste ich kurz leise auflachen.
Natürlich nicht. sagte ich mit einem hauch Sarkasmus in der Stimme.
Lucas denkt du würdest einen schlechten Einfluss auf mich ausüben. sagte ich abfällig und musste lächeln.
Wie es aussieht sind Werwölfe doch nicht mit so einem guten Gespür ausgestattet, wie alle sagen, denn dann würde er erkennen dass ich keines Falls der liebe kleine Cody bin, der mit der übernatürlichen Welt klar zu kommen versucht.
Und das mit den FRU Agenten... könnte interessant werden.
Ein grausames Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
Sogar sehr interessant.

Das er es interesant fand irritierte mich.
Also falls es wichtig sein könnte, in den nächsten tagen wollte einer vorbei kommen um nochmal mit mir zu reden. erzählte ich ihm.
Wer weiß vielleicht könnte es ja wirklich helfen.
Mein Blick huschte kurz durch die Tischreihen nur um sicher zu gehen, dass niemand da war, der dieses Gespräch mithören könnte.
Zum Glück waren aber weder Vampire noch Hunde anwesend.

Nun ich hoffe, dass dieser Jemand nichts gegen die Anwesenheit einer Fee hat, die ohne sein Wissen alle Informationen über die FRU aus ihm heraus holt. murmelte ich lächelnd.
Das alles entwickelt sich ja immer besser und besser.
Ach ja, noch ein kleiner Tipp: Wenn der Typ von der FRU auch ein Gedankenleser ist, musst du einfach an eine große, dicke Mauer denken, das sperrt ihn aus und hält deine Gedanken bei dir.
Dass sie mich nicht so leicht aussperren konnte behielt ich für mich.
Es war eine Information, die sie nicht weiter bringen würde und vielleicht auch Misstrauen wecken würde und das brauchte wirklich Niemand.

Ich nickte und hoffte die Agenten würden sich noch ein weilchen Zeit lassen.
Und soll ich nun mit ihnen reden oder soll ich weiterhin schweigen? fragte ich vorsichtig.
Es wäre komisch wenn ich plötzlich mit ihnen reden würde, doch es wäre vielleicht ganz nützlich mit ihnen zu reden.
Wieder verwirrten mich meine eigenen Gedanken und ich versuchte sie einfach auszuschalten.
Mein Blick schweifte wieder über die anwesenden Camper.
Die meisten waren schon wieder gegangen.
Es waren nur noch zwei drei Leute in einer Ecke und schwiegen sich an.

Was genau du tust ist dir überlassen, aber an deiner Stelle würde ich ihnen zeigen, dass du nicht so schwach bist, wie sie denken. sagte ich und lächelte hämisch.
Ich nahm erneut die Cola Flasche in die Hand und trank sie aus.
Das ist es nämlich, was sie in uns sehen, was sie in dir sehen.
Ich ließ die Flasche über dem Tisch schweben.
Ein niederes Wesen, schwach und bedeutungslos, nur einer von vielen.
Der Druck auf der Flasche erhöhte sich und das Glas der Flasche zersprang in mehrere große Splitter.
Als wären wir Schachfiguren, die sie herumschupsen können.
Die Splitter rauschten auf die Tischplatte nieder und blieben wie Speere stecken.

Ich überlgte und nickte dann, aber ob ich mit ihnen reden würde, wusste ich noch nicht.
Zumindest würde ich nicht über das reden, was sie mir anhängen wollten.
Okay. Und was machen wir jetzt? fragte ich interesiert, da ich endlich wissen wollte, wie wir anfangen sollten.
Schließlich mussten wir irgendwann anfangen.
Nachdenklich musterte ich die Glassplitter in dem Tisch, spätestens jetzt wusste ich das ich nicht wirklich zu Codys feinden gehören wollte.

Ich blinzelte und atmete kurz durch.
Noch würde ich mir meine Wut aufspaaren, immerhin sollte die Welt mit einem großen Knall erfahren, mit wem sie es zu tun hatte.
Keine Sorge, es dauert nicht mehr lange, bis wir losschlagen können.
Aber ich muss mich noch um Jemanden kümmern, der... sagen wir mal, Jemand der mich davon abhält ich zu sein. erklärte ich grinsend
Ich berührte die Splitter mit der Hand und löste die einzelnen Atome von einander, sodass die Glasscherben zu Staub zerfielen.
Danach geht es diesen selbst ernannten Göttern von Ratsmitgliedern an den Kragen.

Etwas verwundert sah ich ihn an und nickte dann wieder langsam.
Okay. murmelte ich.
Langsam füllte sich die Mensa wieder und die vereinzelten Camper verteilten sich über die Tische.
Is noch was oder kann ich gehen? fragte ich, da ich wirklich keine Lust hatte den Blicken aller ausgesetzt zu sein.
Mein Blick war auf den Boden gerichtet um den Blicken nicht zu begegnen.
Sie würden schon noch wissen wer ich wirklich war.

Ich schmunzelte kurz über ihre Gedanken und nickte schließlich.
Das wars fürs erste. sagte ich nur und lehnte mich ein wenig zurück.
Auch die Gedanken einiger Camper waren erfrischend.
So normal und unschuldig, Gedanken um Beziehungen, um den nächsten Besuchstag, an die Kennlernstunden.
Zugleich wiederlich und faszinierend.
Bald werden ihre Gedanken nicht mehr so rein sein, wie jetzt. dachte ich hämisch und mein Gesicht verzog sich zu einem gemeinen Grinsen.

Entspannt stand ich auf und hob meinen Kopf.
Dann werde ich jetzt erst mal gehen und ein wenig üben. sagte ich und lief gerade auf eine Wand zu.
Es musste komísch aussehen wie ich einfach gegen die Wand lief und in dem dunklen Schatten verschwand.
Wieder übermannte mich die Kälte des Schattens, doch ich war es mittlerweile gewohnt.
Ich kannte mich hier zwar nicht aus, aber ich wusste, dass ich unbedingt in den Wald wollte um dort an Tieren oder vielleicht sogar Pflanzen übern konnte.

>>>>>>> Eine Lichtung im Wald <<<<<<<<<<

Ich nickte noch einmal und sah ihr nach.
Es war wirklich interessant mit anzusehen, wie sie mit den Schatten verschmolz.
Oh ja, sie gehörte definitiv zu den oberen Wesen, zu denen auch ich zählte.
Ich lehnte mich ein wenig zurück und genoss das wenig Freiheit, das ich hatte.
16 lange Jahre hatte ich mit ansehen müssen, wie Cody und damit auch ich ungerecht behandelt wurden und er zu schwach war sich dagegen zu wehren.
Ein fast enstpanntes aber für mich charakteristisch fieses Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und erneut kam der Drang irgend etwas zerstören zu wollen.
Die Colaflasche hatte ich zu Staub zerfallen lassen also blieb mir nichts anderes übrig, als mir etwas neues zu suchen.
Mein Blick glitt durch die Halle und ohne zu Zögern stahl ich einem Camper, der mich ohnehin schon verängstigt anstarrte (wohl Jemand, der beim See dabei war) Seinen Teller und er flüchtete aus der Mensa.
Ich ließ den Teller über meinem Tisch schweben und tippte ihn sacht an, sodass er sich langsam anfing um die eigene Achse herum zu drehen und dann schneller wurde.
Himmlisch dieses Gefühl die Kräfte endlich einsetzen zu können.
Wäre Cody doch bloß nicht so ein Spätentwickler gewesen.

Am Weg zur Mensa hatten mir einige Camper schon irritierte und auch verängstigte Blicke zugeworfen.
Hin und wieder hatte mich ein Vampir erkannt, wie ich an ihrer Reatkion erkennen konnte.
Als ich dann endlich vor dem großen Gebäude ankam öffnete ich die Tür ohne zu zögern und ging direkt zum Buffet.
Ich nahm mir ein Glas Blut und trank einen Schluck davon.
Andere tranken Kaffee, ich dieses rote Zeug.
Mit einem Blick sah ich mich in der Mensa um.
Hier und da sahen wieder ein paar Camper verwirrt aus.
Mein Blick fiel auf einen Jungen der einen Teller drehte und ich legte den Kopf schief.
Dass sie jemanden mit solchen Gaben hatten wusste ich nicht.
Normalerweise waren wir eigentlich über Leute mit starken Kräften informiert.
Verwirrt ging ich ein paar Schritte auf ihn zu und musterte ihn.
Hey. Wer bist du?

Ich spürte die Präsens und den Gedankenstrom einer Person, die ich hier noch nie Gespürt hatte, doch ich sah nicht auf.
Auch, als sie mich ansprach blieb mein Blick auf den rotierenden Teller gerichtet.
Wer will das wissen? entgegnete ich in neutralem Ton und sah sie immer noch nicht an.
Stattdessen machte ich mich daran ein wenig ihre Gedanken zu durchforsten.
Ein Mitglied der Blutsbrüder. schoss es mir durch den Kopf und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
Besser und besser.

Mit schief gelegtem Kopf und einem Grinsen lies ich mich auf der Bank nieder.
Wieder trank ich einen Schluck Blut bevor ich etwas sagte.
Laney Pelko. Mitglied der Blutsbrüder.
Also?
Ich las sein Gehirnmuster und versuchte nachzudenken ob ich ihn kannte oder nicht.
Er musste wirklich neu sein.
Meine linke Hand hielt das Glas fest, während meine Rechte am Tisch lag.
Ein paar Camper sahen irritiert her.

Ich ließ den Teller wieder auf den Tisch sinken und setzte mich ein wenig aufrechter hin.
Mein Gesicht wurde augenblicklich ernst und gefühllos, als ich mich ihr zuwandte und ihr in die Augen sah.
Dann sag mir Laney Pelko, was suchen die Blutsbrüder in Shado Falls Camp? fragte ich sie gedanklich, als ich erneut in ihren Geist einfiel.
Sie sollte wissen mit wem sie es zu tun hatte, denn auch wenn sie nicht her gekommen war um Camper anzugreifen konnte es mir doch nützen es sie wissen zu lassen.
Meinen Blick hielt ich starr auf ihre Augen gerichtet, als sähe ich durch sie hindurch in ihre Seele, was ja auch in etwa der Fall war.

Ich trank noch einen Schluck und sammelte in meinem Kopf die paar Informationen die ich hatte.
Eine normale Reaktion bei mir.
Wahrscheinlich konnte er dies auch wissen, aber was würde es bringen es zu verheimlichen?
Ich bin mit einem Kollegen hier. Wir haben Holiday wieder zurück gebracht und uns Zutritt zum Camp geholt von diesem Burnett. Mehr auch nicht.
Wir hielten Blickkontakt was für andere vielleicht etwas komisch aussah.

Wozu? fragte ich weiter und blieb in meinem Gesichtsausdruck und meiner gedanklichen Stimme weiterhin neutral, aber direkt.
Ich konnte die Informationen natürlich aus ihr herausholen indem ich in ihr Unterbewusstsein eindrang, aber im Allgemeinen hatte ich nichts gegen die Blutsbrüder.
Sie verfolgten ein... vergleichbares Ziel wie ich und es würde vielleicht auch einmal der Tag kommen, an dem unsere Interessen sich überschneiden würden.
Gegen Laney speziell hatte ich auch keinen Misstrauen bisher weshalb ich es vorerst beim Fragen beließ.