Das Haus von Daniel Preston

Auf dem Weg ins Haus musste ich eingeschlafen sein, da ich mich plötzlich woanders befand.
Wieder in diesem komischen alten verlassenen Park, wo ich damals meinen Vater getroffen hatte.
Ein Wind wehte, aber ich spürte ihn nicht. Da wusste ich auch das ich träumte.
Ich war einsam und allein.
Wie damals als er gegangen war um mich Nachdenken zu lassen.
Ich hatte nachgedacht und damals glaubte ich wirklich irgendwann aus zufall eine Familie zu finden, aber dann landete ich bei der FRU.
Dort machten sie komische Tests mit mir, irgendwann gelang es mir dann zu verschwinden, aber sie fanden mich wieder, danach kam ich ins Camp wo ich Ava traf.
Das erste Mädchen was mit mir redete.
Dann lernte ich Cora und Danny kennen und von da an war ich immer in seiner nähe gewesen, außer wir hatten uns gestritten.
Seitdem hatte ich mich auch nicht mehr gefragt was in Zukunft passieren sollte.
Danny wollte bestimmt eine Familie haben, aber ich wollte keine.
Hatte viel zu sehr Angst das falsch zu machen.
Aber nun verstummten meine Gedanken endgültig und ich fiel in einen tiefen Schlaf, wo ich weiter von diesem Park träumte.

Als ich bemerkte, dass Siox schlief, lächelte ich leicht.
Leise, um sie nicht zu wecken, stand ich auf und deckte sie zu.
Ich wollte sie jetzt nicht unnötig herumtragen, schließlich hatte ich nichts dagegen, wenn sie in meinem Bett schlief.
Am liebsten würde ich ja bei ihr bleiben, doch das Riskio mit meinen Eltern wollte ich nicht eingehen.
Also suchte ich schnell einen Zettel heraus und schrieb ihr, dass ich im Zimmer gegenüber war.
Den Zettel legte ich anschließend neben ihr aufs Kopfkissen.
Nicht das sie morgen früh aufwachte und Panik bekam, wenn sie nichts bekanntes sah.
Anschließend verzog ich mich ins Gästezimmer, indem ich nach wenigen Minuten ebenfalls einschlief.

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, blieb aber noch ein wenig liegen, da ich befürchtete mich könnte jemand hören oder so.
Allerdings hörte ich von unten die Stimmen von Danny´s Eltern nach oben dringen.
Trotzdem blieb ich liegen und lies den Zettel von Daniel.
Er konnte jedenfalls viel schöner schreiben als ich, stellte ich fest.
Nun stand ich doch vorsichtig auf und betrachtete das Zimmer, da fiel mir ein das ich die selben Kleider wie vorher hatte und irgendwie war mir das unangenehm.
Unsicher, aber bestimmt lies ich mich von den Schatten in einen Einkaufsladen bringen, der viel weiter weg war von hier, dort schnappte ich mir ein paar Sachen lies mich dabei aber von den Schatten versteckt, damit niemand mein Gesicht oder ähnliches sehen konnte.
Danach landete ich wieder in Dannys Zimmer, wo ich mir die anderen Sachen anzog und die alten in meinem Rucksack verstaute.
Vielleicht würde es Danny ja gar nicht auffallen.
Wieder widmete ich mich seiner Zimmereinrichtung und fand ein Bild von ihm und seinen Freunden.
Ava war auch drauf.
Sofort fühlte ich mich wieder ein wenig schlechter.

Als ich erwachte, brauchte ich erstmal ein par sekunden um zu begreifen, wo ich nun war.
Ein paar weitere sekunden, bis mir wieder einfiel wo Siox war.
Anschließend stand ich auf und lief über den Flur hinüber bis zum anderen Zimmer.
Unten hörte ich meine Mutter in der Küche arbeiten, mein Vater schlief wahrscheinlich noch.
Leise öffnete ich die Zimmertür und trat ins Zimmer.
Siox stand vor einem der Fotos, welches vor ein paar Monaten in der Schule entstanden war.
Leicht lächelnd lehnte ich mich in den Türrahmen und beobachtete sie.
Dabei fiel mir auf, dass sie andere Sachen als gestern trug und ich runzelte die Stirn.

Auf dem Bild hatte Daniel Ava ganz fest im Arm und lachte, was mich irgendwie störte, aber so waren Freundschaften doch oder?
Plötzlich spürte ich wärme und zuckte zusammen.
Daniel stand im Türrahmen und musterte mich, dabei war seine Stirn in falten gezogen.
Lange konnte er da ja noch nicht stehen, weshalb ich versuchte ein wenig zu lächeln.
Morgen. murmelte ich während ich auf ihn zulief und mich vor ihm auf die Zehenspitzen stellte um ihn zu Küssen.
Es war ja nur ein kleiner guten Morgen kuss.
Danach stellte ich mich wieder vor ihn hin und nahm seine Hände, wobei mich wieder das ungute gefühl beschlich.

Morgen Siox, meinte ich und lächelte leicht.
Mein blick glitt zu dem Foto und ich seuzte.
Siox, das ist zu der Zeit entstanden, als Ava und ich zusammen waren.
Ich habe es nur behalten weil es das einzige Bild von uns beiden ist, auf dem nicht Rita und Vic zu sehen sind.
Ich betonte das "nicht" extra.
Irgendwann müssen wir so ein Bild auch machen, meinte ich und sah liebevoll auf sie hinab.

Das mit dem Bild konnte ich ihm ja nicht übel nehmen, deswegen lächelte ich und pikste ihm in den Bauch.
Schon okay. murmelte ich.
Unten fiel irgendwas auf den Boden und zerbrach, aber irgendwie lachten seine Eltern nur.
Ich zuckte zusammen und fragte mich wieso seine Eltern lachten, im Heim hätten sie uns jetzt angeschrien und uns die nächsten zwei Mahlzeiten gestrichen.
So wie es aussah, fiel Daniel meine Klamotten nicht auf, wofür ich schon irgendwie dankbar war.

Ich zog sie näher an mich und vergrub meinem Kopf in ihrem Haar.
Wo hast du eigentlich die Klamotten her?, nuschelte ich, ließ sie aber nicht los.
Natürlich spürte ich auch, wie sie zusammen zuckte, als unten irgendwas zerbrach.
Für mich einen Grund mehr, sie noch fester an mich zu drücken.

Und er hatte es doch bemerkt. Vielleicht konnte ich ja so tun, als ob ich ihn nicht gehört hatte.
Aber er würde bestimmt wieder fragen, also konnte ich es ihm gleich sagen.
Aus einem Laden. sagte ich knapp und vergrub meine Gesicht in seiner Halsbeuge.
Es war schön hier so mit ihm zu stehen, auch wenn ich immer wieder dran denken musste, wie er vermutlich mit Ava auch schon so dastand.
Ich konnte keine Schuld empfinden, wenn es um Diebstahl ging.
Die Böse Art steckte nun mal noch in meinen Adern und ich wusste das es nur eine Frage der Zeit war, bis ich mich wieder zu ihr gesellte.

Ich verdrehte belustigt die Augen und zog Siox wieder an mich.
Du weißt schon, dass du mich auch nur hättest fragen brauchen und dann wäre ich mit dir einkaufen gegangen?
Natürlich wusste sie das, aber sie musste ja immer ihr eigenes Ding machen.
Ich seufzte tief und fragte mich, wann sie mich wohl endlich ganz an ihrem Leben teil haben lässt.
Momentan schien sie noch immer lieber ihr eigenes Ding zu machen.
Und das würde ich gerne ändern. Ich wollte, dass sie mir vertraute.

Konnte er denn nicht nur ein bisschen verstehen, das ich ihm nicht auf Tasche liegen wollte?
Weiß ich. Aber ich hab kein Geld mehr und deins will ich nicht. murmelte ich und hoffte ihn damit nicht zu verletzten.
Das wäre aber auch ein wenig komisch oder?
Wir waren zwar zusammen, aber er hatte eben genau das was ich nicht hatte.
Familie, Freunde, Geld, ein Zuhause. Einfach alles.
Neben ihm fühlte ich mich immer wie ein kleiner Bettler, der von ihm Almosen bekam wenn er etwas für mich bezahlte.
Konnte er sich das nicht irgendwie denken?

Ich seufze noch einmal und hielt Siox ein Stück von mir weg, damit ich sie ansehen konnte.
Siox, wir sind zusammen.
Es ist meine Pflicht, das es dir gut geht und dazu gehört nun auch mal, dass du genug Sachen hast.
Ich ließ sie los und trat einen Schritt zurück.
Warum sah sie nicht ein, dass es mir erst gut ging, wenn es ihr gut ging?
Warum wollte sie mich wieder so von ihrem Leben ausschließen?
Auf der Treppe erklangen Schritte, als meine Mutter hinauf kam, wahrscheinlich um meinen Vater zu wecken.

Was wollte er von mir?! Das ich von heute auf morgen mein komplettes Leben ändere? Wie in der Götter´s Namen sollte ich das machen?
Willst du mich nicht verstehen oder kannst du es einfach nicht? fragte ich ihn und sah ihn ein wenig verletzt an.
Ich gab mir hier die ganze Zeit mühe mit dem klar zu kommen, was um mich herum passierte und das tat ich nur für ihn.
Außerdem riskierte ich es von den FRU Agenten abgeholt zu werden, da ich mich nicht an ihre Anweisungen hielt.
Das war doch alles!! Argh!! Langsam aber sicher wurde ich etwas wütend auf Daniel, weil er immer nur seine Seite sah und nicht versuchte mich zu verstehen und wie das ganze für mich sein musste.
Klar es ist schlimm das er seine Cousine verloren hatte, aber ich komme fast wöchentlich woanders hin und nirgends konnte ich bis jetzt bleiben, weil ich nirgends erwünscht war! Konnte er sich nicht vorstellen wie das ist?

Ich antwortete nicht.
Es würde doch sowieso nur zum Streit führen.
Gott sei dank wurde ich jetzt von meiner Mutter erlöst, die den Kopf ins Zimmer steckte.
Guten Morgen ihr beiden, meinte sie mit einem leichten Lächeln.
Dann ein anklagender Blick in meine Richtung, da ich mich noch nicht umgezogen hatte.
Ich verdrehte nur kurz die Augen und setzte dann ein unechtes Lächeln auf.
Wenn du zum Frühstück rufen willst Mum... wir sind gleich da.
Sie nickte und machte dann wieder die Tür zu.
Ich sah zu Siox und fuhr mir durch die Haare.
Siox ich liebe dich und will deswegen nur das beste für dich, okay?
Außerdem versuch ich dich so gut wie möglich zu verstehen.
Ich lächelte kurz und verschwand dann mit meinen Sachen ins Bad.

Seufzend setzte ich mich auf sein Bett und fuhr mir mit meinen Händen kurz über die Stirn.
Hunger hatte ich keinen, deswegen würde ich auch nicht viel essen.
Klar sah ich mittlerweile schlimm aus, da ich wirklich nicht mehr sehr viel aß, aber ich brauchte das auch nicht.
Zumindest glaubte ich das.
Da Daniel mir vorhin keine antwort gegeben hat, dachte ich er würde mich wirklich nicht verstehen, aber er versuchte es und ich machte es ihm ja auch nicht gerade leicht.
Wieso war immer alles so kompliziert?
Als Daniel zurück kam, blieb ich liegen, da ich nicht wusste ob er gerade umarmt werden wollte.

Als ich wiederkam lag Siox auf dem Bett.
Ich ließ mich neben sie fallen und starrte ebenfalls an die Decke.
Irgendwie wusste ich bereits, dass Siox nicht viel Hunger hatte, im Gegensatz zu mir.
Aber ich wollte sie zu nichts zwingen, also sagte ich nichts.
Eher hing ich meinen Gedanken nach, die von einem hema zum nächsten sprang.
Außerdem machte ich mir Sorgen um Ava.
Wenn sie wollten, konnten ihre Eltern ziemlich viel erreichen.

Das Daniel sich zu mir legte überraschte mich, schließlich hatte seine Mutter ihn gebeten zum Essen zu kommen.
Willst du nichts essen gehen? fragte ich ihn und setzte mich auf.
Ich wollte nicht schuld sein, wenn er nichts aß und irgendwann so werden würde wie ich.
Mager. Auch wenn man das kaum bemerkte, da ich immer nur weite Sachen trug.
Nur Daniel wusste es, da er mich immer im Arm hielt.
Ich wollte nicht das zwischen uns eine solche Spannung herrschte, weshalb ich mir seine Hand nahm und wieder anfing mit seinen Fingern zu spielen.
Jetzt lag es an ihm ob er sie wegziehen würde.

Ich beobachtete, wie Siox mit meinen Fingern spielte.
Ich lass dich hier nich alleine Siox.
Du sollst auch endlich mal meine Familie richtig kennen lernen.
Außer du willst das nicht, dann können wir auch gemeinsam in die Stadt gehen oder so.
Mit einem leichten Lächeln sah ich wieder zu, wie sie mit meinen Fingern spielte.

Wie es aussah hatte er mir vergeben, das ich ihn vorhin so angefahren habe.
Darüber war ich ihm Dankbar und ein Stein fiel mir vom Herzen.
Nein. Wir sollten runter gehen. Ich habe es dir versprochen. sagte ich und wunderte mich über die Entschlossenheit in meiner Stimme.
Vermutlich wollte ich einfach dazugehören, so wie Ava es tat.
Eigentlich wusste ich nicht was ich wollte, ich wusste nur, dass ich Angst bekam.
Allerdings lies ich mir das nicht anmerken und lächelte Daniel einfach an, dann stand ich auf und zog ihn mit hoch.
Noch kurz gab ich ihm einen Kuss und bedeutete ihm mit einer Handbewegung vor zu gehen.

Auf den Weg nach unten ließ ich Siox Hand nicht los.
Ebenso wenig als wir in die Küche traten, meine Eltern begrüßten und uns an den Tisch setzten.
Natürlich wusste ich, dass das alles völlig fremd für Siox war, weswegen ich versuchte, ihr ein Gefühl der Nähe zu übermitteln.
Meine Eltern versuchten natürlich, ein paar Sachen über Siox zu erfahren, wobei ich schwieg.
Die erste Frage war natürlich, wo wir uns kennen gelernt hatten.
Abwartend sah ich zu Siox, ob sie reden wollte oder ich es tun sollte.

Zum ersten mal setzte ich mich an einen Esstisch, der nur von einer Familie besetzt war.
Mir war gleich klar gewesen, dass seine Eltern mit mir reden wollten aber meine Stimme zitterte ein wenig.
I-i-im Camp. stotterte ich, dabei schlug mein Herz so schnell wie schon lange nicht mehr.
Nervöser wurde ich auch immer mehr und wieder war es nur die nähe von Daniel, dich mich vorm Wegrennen abhielt.
Mittlerweile war wegrennen schon zu meiner Lebenseinstellung geworden, was ich jetzt aber erst so richtig merkte.
Ab jetzt würde Danny reden müssen, da der knoten in meinem Hals zu groß geworden war.
Unsicher sah ich zu ihm hoch flehte ihn stumm an.

Ich bemerkte Siox stumme Bitte und drückte ihre Hand fester.
Sie meint im Camp, auf einer Lichtung.
Ich habe grade Ava gesucht, als mir Siox über den Weg gelaufen war und...
ich hielt inne, auf der Suche nach einem guten Wort.
Immerhin konnte ich den eigenen Eltern wohl schwer sagen, dass mir ein Werwolf gleich die Nase gebrochen hatte.
jaaaa, es war irgendwie Liebe auf den ersten Blick, beendete ich den Satz schnell.
Meiner Mutter schien das nicht aufzufallen, sie seufzte nur entzückt während mein Vater bedächtig nickte.
Puhhh, gut rausgeredet.

Erleichtert hörte ich ihm zu und musste grinsen, damals hatte er eine gebrochene Nase und ich habe ihn zusammen mit Cora zu einer Fee gebracht.
Du sahst echt schlimm aus. Ein Wunder das ich und Cora nicht weggerannt sind als wir dich gesehen haben. sagte ich und stubste ihn in die Seite, dabei fiel die Anspannung von mir ab und ich konnte ein wenig lächeln.
Aber ich war noch immer Nervös.
Irgendwie fiel mir auf, dass ich das vielleicht nicht hätte sagen sollen, aber es war ja nicht gelogen und wenigstens in solchen Punkten sollten wir ehrlich sein.
Ich würde ihnen nie erzählen von wo ich kam oder wer meine Eltern waren.
Wer weiß vielleicht würden sie ja nicht mal mein Gehirnmuster erkennen.

Meiner Mutter blieb der Mund offen stehen und ich warf Siox einen vorwurfsvollen Blick zu.
Sie meint nur, weil ich halt durch den ganzen Wald gelaufen bin, weil Ava an einer Wanderung teilgenommen hat.
Und dementsprechend sah auch meine kleidung aus.
Ihr wisst außerdem gar nicht, wie viele Äste einem da ins Gesicht schlagen können.
Meine Mutter atmete aus und innerlich dankte ich Gott, die Kurve bekommen zu haben.
Aber immerhin wurde Siox etwas lockerer, das war doch gut.

Wenigstens konnte er lügen, ich konnte das nicht.
Unterm Tisch drückte ich Daniels Hand und gerne würde ich meinen Kopf auf seine Schulter legen, aber das war bestimmt unangebracht.
Gerne würde ich seine Mutter fragen, ob ihre Familie ausschließlich aus Hexen und Hexern bestand, aber ich traute mich nicht.
Vielleicht würde ich Daniel nachher fragen.
Momentan schien ja alles ganz gut zu laufen und ich wurde immer ruhiger und auch mein Herz schlug nicht mehr ganz so schnell.
Das wiederum war nur Danny zu verdanken.
Ich hoffte er wusste das und wenn nicht würde ich es ihm irgendwann sagen.