Wohnung von Jack Moon

Als sie meinen Rücken berührte, zuckte ich zusammen.
Aber auch nur aus Reflex heraus.
Ich drehte mich nicht um.
Er war mal ein Mensch und dann wurde er verzaubert glaube ich.
Ich habe da nicht genauer nachgefragt.
Schmuse einfach nicht mehr mit ihm.
Es gab sicher einen Grund wieso er jetzt eine Katze ist.

Ich konnte Jack im Dunkeln nur schemenhaft erkennen.
In Ordnung, werd ich bestimmt nicht wieder tun.
Ich beugte mich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Schulter, legte mich wieder hin.
Kuschelte mich an ihn, wobei ich mit der Hand über seinen Rücken strich.
Sein Rücken war von Narben übersäht, ich küsste eine davon, die über seine Schulter lief.
Ich hoffe ich hab dir nicht weh getan?
Woher hatte er die denn? Sollte ich ihn danach fragen?

Du hast mir nicht wehgetan.
Du kannst mich nur an meinem Herzen verletzen sonst nirgendwo.
Ich drehte mich langsam zu ihr.
Mein Rücken sieht schon lange so aus.
Ich verzog an diese Gedanken mein Gesicht.

Ich gab ihm einen Kuss auf seine süssen Lippen.
Meine Hand fuhr über eine der Narben, die über seine Schulter lief.
Ein dunkler Raum, in der Mitte hing ein Mann, der an den Händen mit Ketten an die Decke gefesselt war.
Sein Kopf hing vornüber, über seinen Rücken lief Blut, das aus den Striemen floss.
Ein weiterer Mann kam in den Raum, schwang eine Peitsche.
Verrat es uns, dann werden die Qualen ein Ende haben.
Seine Stimme kam mir bekannt vor, aber erst als die Fackeln an den Wänden sein Gesicht erhellten, erkannte ich ihn.
Ich schrie leise auf. Ich zog die Hand zurück.
Oh Göttin, es war Dereks Vater... wisperte ich.

Was war Dereks Vater?
Ich sah sie fragend durch die Dunkelheit an.
Was ist los?
Hast du wieder was gesehen?
Ich nahm sie in meine Arme.
Was hast du gesehen?
Hatte es was mit dieser Prophezeiung zu tun?

Ich schmiegte mich eng an ihn, ich konnte immer noch nicht fassen, was ich gesehen hatte.
Ich nickte zuerst nur. Nach kurzem zögern erzählte ich es ihm doch.
Nein, ich hab dich gesehen, in diesem Raum und...
Ich wusste nicht, wie ich es ihm erzählen sollte.
Ich atmete ein paar mal tief durch, sog seinen Duft in mich auf.
Es war Dereks Vater, der dir diese Narben zugefügt hat...
Eine Träne lief über meine Wange, ich hatte seinen Schmerz gefühlt, als ob es mein eigener währe.
Es tut mir leid...wieso? Wieso hat er das getan?

Meine Augen weiteten sich
Das hast du gesehen.
Das tut mir wirklich Leid.
Ich holte tief Luft und dachte an damals.
Da gab es ein kleines Mädchen, die hat mich immer an meine kleine Schwester erinnert.
Ich habe sie sehr gern gehabt.
Sie war kaum älter, als meine Schwester.
Sie musste den Blutsbrüdern beitreten. Familiengeschäft.
Ich fand sie war noch viel zu jung.
Das war auch nichts für sie, dazu hatte sie ein viel zu gutes Herz.
Sie hat es nie übers Herz gebracht jemanden zu töten.
Dieser Mann, wie ich jetzt weiß Dereks Vater, hat sie gefangen genommen.
Ich bin dahin und habe mich im Austausch angeboten.
Sie ließen sie laufen und nahmen mich gefangen.
Die haben mich an der Decke aufgehängt und ausgepeitscht und mit dem Messer Verletzungen zugefügt.
Der Mann stellte sich als Peter vor.
Er wollte, dass ich um mein Leben bettelte.
Die wollten Informationen über die Blutsbrüder.
Als ich sie ihnen nicht gab, schlugen sie immer wieder auf mich ein bis ich vor Schmerz das Bewusstsein verlor.
Ich kam wieder zu mir und sah Hannah vor mir, das ist das kleine Mädchen von dem ich dir erzählt habe.
Sie haben gedroht sie umzubringen, wenn ich nicht rede.
Hannah weinte schrecklich und rief mir zu. Ich soll nichts sagen.
Sie waren wütend und rammten ihr ein Messer in den Körper.
Daraufhin sank sie zu Boden.
Das hielt ich nicht aus. Ich bekam einen Adrenalinschub. Ich wollte bei ihr sein und sie retten.
Ich riss die Ketten von der Decke und landete unsanft auf dem Boden.
Ich schlug diesen Peter bewusstlos und seinen Komplizen tötete ich.
Ich stolperte zu Hannah und zog sie auf meinen Schoß, dort starb sie in meinen Armen.
Ich erzählte ihr nicht, dass mir Tränen über die Wangen gelaufen waren.
Dann stand ich auf und wartete bis er wieder zu Bewusstsein kam.
Ich zog ihm das Messer übers Gesicht und stach mehrmals zu aber immer so, dass er dadurch nicht sterben konnte sondern nur Schmerzen hatte.
Nach einiger Zeit, in der ich ihn hab Leiden lassen, hab ich ihn dann getötet.
Ich hatte eine Menge Blut verloren und sackte neben Hannah zusammen.
Ich sah sie traurig an.
Sie es dir selbst an bitte.
Ich drehte mich auf dem Bauch.
Sieh dir genau an was passiert ist.
Dann wirst du besser verstehen können.

Mir liefen die Tränen über die Wangen, tropften auf mein Hemd.
Ich strich vorsichtig mit meiner Hand über seinen Rücken, prägte mir jede Narbe einzeln ein.
Strich jede entlang, dabei wurde mein Geist mit Bildern überflutet.
Der Schmerz war unerträglich, wie konnte er die nur aushalten?
Mein Rücken schmerzte als ob er in Flammen stünde, ich keuchte auf.
Doch ich brach die Verbindung nicht ab, ich wollte all seinen Schmerz in mich aufnehmen.
Hannahs Gesicht brannte sich mir in mein Gedächtnis, ihre blonden Locken waren mit Blut getränkt.
Ihre blauen Augen waren gebrochen, im Tod voller Schmerzen weit geöffnet.
Jack, der sie in den Armen wiegte, seine Wangen nass voller Tränen, die auf ihr Gesicht tropften und sich mit ihrem Blut vermischten.
Die zerrfetzte Leiche von Dereks Vater, kaum mehr als menschlich zu erkennen. Überall so viel Blut.
Ich schluchzte auf, spührte eine merkwürdige Veränderung auf meiner Schulter.
Der Schmerz war unerträglich. Ich berührte meine Schulter vorsichtig.
Darauf war eine wulsitge Narbe die sich weiter nach hinten, über meinen Rücken zu schlängeln schien.
Als ob sich seine Erinnerung daran, in meine Haut gebrannt hätte.

Ich sah wie sie ihre Schulter berührte.
Ihr Gesicht war schmerzverzerrt.
Was ist los?
Ich richtete mich auf und sah ihr über die Schulter.
Wie ist das passiert?
Irgendwas stimmte hier nicht.
Das konnte doch garnicht passieren.
Ich strich ihr sanft und beruhigend über die Narbe.
Ich wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.
Ich setzte meine Füße auf dem Boden auf und ging zu meiner Hose.
Mein Handy zog ich aus der Hosentasche und schrieb Xiaomeng eine SMS.
Komm so schnell wie möglich her.
Die Prägung nimmt eine seltsame Wendung.
Ich weiß nicht weiter.

Die Narbe pochte, als ob sie leben würde.
Jack schrieb jemandem eine SMS.
Wem schreibst du denn da?
Ich strich gedankenverlohren über die Narbe, versuchte zu erkennen, wie lange sie war.
Hannahs Gesicht geisterte in meinen Gedanken herum.
Unsere Prägung pulsierte, schien von ihrer Erinnerung zu wachsen.
Ein stechender Schmerz zuckte durch meine Schulter.
Ich keuchte vor schreck auf, dann war es vorbei. Das Pulsieren liess nach.

Ich war mit Vampirgeschwindigkeit zu Jacks Wohnung gerannt, seine SMS klang sehr wichtig.
Meinen Wagen musste ich eben später holen.
Ich klopfte an seiner Tür an, wartete nicht, bis er mir aufmachte, sondern ging gleich hinein.
Er war im Schlafzimmer, aber er war nicht allein, er hatte die Hexe bei sich.
Ich hoffte nur, dass ich nicht in eine kompromitierende Situtation hereinplatzte.
Jack?
Ich stiess die Tür zum Schlafzimmer auf.

Ich hatte wieder angefangen auf und ab zu laufen.
Als Xiaomeng herein kam, blieb ich stehen.
Ja ich bin hier.
Ich sah sie verzweifelt an.
Irgendwas läuft hier schief.
Sie dir Anjankas Rücken an.
Ich stockte kurz.
Ihr kennt euch ja noch garnicht.
Xiaomeng, Anjanka.
Anjanka, Xiaomeng.
Ich zeigte zwischen den beiden rum.

Ich drehte mich zu Xiameng um, sie war ein Vampir und sah etwas gefährlich in ihren Lederklamotten aus.
Hey, Xiaomeng.
Mein Blick huschte nervös zu Jack, wieviel wusste sie?
Ich zog die Decke enger um mich, ich wollte nicht, dass sie mich so sah.
Wieso ist sie hier, Jack?
Ich sah misstrauisch zu Xiaomeng hinüber.

Hey Anjanka, ich bin eine Freundin von Jack.
Ich möchte mir nur kurz deinen Rücken ansehen, ist das ok?
Ich sah sie an, wartete bis sie mir den Rücken zudrehte.
Vorsichtig strich ich ihr das Hemd von der Schulter, entblöste ihren oberen Rücken.
Eine lange Narbe verlief von ihrer linken Schulter über ihr Schulterblatt bis fast in die Mitte ihres Rückens.
Der Raum war vom Duft der beiden getränkt, es roch nach Sandelholz und Kirschblüten, vermischt mit einem Hauch Erde und Blut.
Der Duft ihrer Prägung, die schon sehr weit fortgeschritten war.
Was hat es mit der Narbe auf sich? Woher hat sie sie?
Ich trat von Anjanka weg, hielt Abstand, denn Jack würde es nicht mögen, wenn ich zu lange in ihrer Nähe währe.
Ich sah ihn an, er hatte nur eine lockere Hose an, auf seiner Schulter sah man die gleiche Narbe, wie auf Anjankas.

Die Prägung hat sich verstärkt.
Das auf ihrer Schulter ist eigentlich meine Narbe.
Sie ist eben einfach bei ihr aufgetaucht.
Ich ging zu ihr und nahm ihre Hand.
Ich strich ihr sanft über den Kopf und sah sie besorgt an.
Das hätte gar nicht passieren dürfen.
Wieso übernimmt sie meine Verletzungen?

Ich sah zwischen den beiden hin und her.
Sie weiss von der Prägung? Hast du das schon mal gesehen?
Ich sah Xiaomeng neugierig an, sie schien einiges über Prägungen zu wissen, sonst hätte Jack sie nicht geholt.
Meine Schulter brannte immer noch etwas, ich verzog mein Gesicht, als ich das Hemd wieder über meine Schultern zog.
Es war mir unangenehm, fast nackt hier zu sitzen.
Griff nach Jacks Hand, drückte sie, hauchte einen Kuss auf seine Handfläche.
Ist nicht so schlimm, dein Schmerz war unerträglich, als man sie dir zufügte.
Ich hatte fast nichts gemerkt.
Was natürlich gelogen war, es tat höllisch weh. Aber ich musste ihm ja nicht noch mehr Angst einjagen.
Ich hatte alle seine Schmerzen gespührt, wollte sie ihm nehmen.

Ich runzelte die Stirn, von sowas hatte ich noch nie gehört, es sei denn...
Wolltest du ihn heilen? Seine Schmerzen nehmen?
Das währe die einzige Erklährung, die ich so auf Anhieb finden konnte.
Wenn sie dich heilen wollte, hat sie so durch eure Prägung deinen Schmerz aufgenommen.
Der sich so auf ihrem Körper manifestiert hat. Der Schmerz muss höllisch gewesen sein.
Ein Wunder, dass sie ihn ausgehalten hat.
Ich sah sie mit Bewunderung in den Augen an, sie musste ihn sehr lieben, um das auf sich zu nehmen.
Ein Stich der Eifersucht traf mein Herz, wieso konnte mich niemand so lieben?
Ich schüttelte diesen Gedanken ab, hier ging es nicht um mich.
Wenn die Blutsbrüder das hier rausfanden, würden sie sie gegen Jack verwenden.

Ich bis mir vor Schock auf die Unterlippe.
Sie fing an zu bluten.
Du wolltest mich heilen.
Das hättest du nicht tun sollen.
Ich habe gesehen was für Schmerzen du hattest.
Ich sah sie verzweifelt an.
Mein Blick wanderte zu Xiaomeng.
Was wird noch alles passieren?
Wird es gefährlich für sie werden?
Auf was für Überraschungen müssen wir uns noch vorbereiten?

Seine Verzweiflung war spührbar.
Ich stand auf und umarmte ihn.
Ich hab nicht bewusst gehandelt, ich wollte es und meine Magie handelte.
Es ist wirklich nicht so schlimm.
Ich blickte ihm in die Augen.
Stand auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Mir wurde leicht schwindlig und ich schloss kurz die Augen.
Lehnte mich an seine Brust, um halt zu haben.
Wir wussten dass es nicht einfach werden würde.
Aber wir werden es schaffen.
Ich blickte über meine Schulter zu Xiaomeng.

Ich roch Jacks Blut, als er sich auf die Lippen biss.
Es roch nach Erdbeeren, nach sehr süssen.
Ich lächelte, sein Blut hatte sich schon angepasst, ihres wird es auch schon getan haben.
Ich weiss es nicht Jack, denn eure Prägung geht tiefer, als ich es je von einer gehört habe.
Das könnte aber auch an ihrer Magie liegen, die sehr stark ist.
Sie hat sich mit eurer Prägung verbunden.
Ich blickte zum Fenster, da war doch etwas.
Ich konznetrierte mich, löste meinen Astralkörper von mir und schickte ihn auf die Strasse.
Dort sah ich gerade noch, wie ein Gestaltwandler in Form eines Hundes hinter einer Ecke verschwand.
Es würde nichts bringen, ihn zu verfolgen, in meinem Astralkörper war ich nicht so stark.
Ich verband mich wieder mit meinem Körper. Hob meinen Kopf wieder, blinzelte kurz.
Da draussen war ein Gestaltwandler, aber er war schon verschwunden, als ich draussen war.
Ich musste diese Liste abarbeiten.

Ich umarmte sie und drückte sie eng an mich.
Ihr darf nichts passieren.
Bitte lass das nicht zu.
Meine letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
Jetzt spürte ich erst wie schwach ich war.
Ich konnte mich kaum noch bei Bewusstsein halten.
Mir geht es nicht gut brachte ich noch leise über meine Lippen bevor mir schwarz vor Augen wurde.
Ich war bewusstlos.

Ich konnte Jack gerade noch auffangen und ihn sanft zu Boden gleiten lassen.
Ich strich ihm seine Haare aus dem Gesicht, fühlte seinen Puls am Hals, er schlug kräftig.
Ich wusste nicht was los ist, aber irgendwie fühlte ich mich eigenartig.
Vorher war ich noch total erschöpft, jetzt könnte ich Bäume ausreissen.
Ich sah flehend zu Xiaomeng.
Was ist los mit ihm? Bitte hilf ihm!
Meine Tränen benetzten sein Gesicht, ich wiegte ihn in meinen Armen und schluchzte.

Ich wollte gerade losflitzen, um ihn aufzufangen, aber Anjanka hatte alles im Griff.
Ich kniete mich neben die beiden auf den Boden.
Er wirkte total erschöpft, aber sein Puls schlug kräftig.
Sie dagegen schien wie aufgeblüht...
Göttin, du hast ihm seine Lebenskraft genommen, weil dein Körper nicht genug Kraft hatte.
Durch eure Prägung hat sich dein Körper von Jack Energie geholt, da er nicht damit gerechnet hatte, war es wohl zuviel für ihn.
Er wird sicher gleich wieder aufwachen. Ich werd ihn ins Bett legen.
Mit diesen Worten, hob ich ihn hoch und bettete ihn auf sein Bett.
Anjanka setzte sich sofort wieder neben ihn und legte sich seinen Kopf in ihren Schoss.
Strich ihm zärtlich über den Kopf, sprach leise zu ihm.
Ich wich langsam zurück, ich ertrug diesen Anblick fast nicht, denn ich würde ein solches Glück nie haben...

Ich kam langsam wieder zu Bewusstsein.
Ein vertrauter Geruch umspielte meine Nase "Kirschblüten".
Genau wusste ich nicht woher ich ihn kannte.
Ich schreckte hoch und stand sofort an der Tür und sah die beiden an.
Wo bin ich?
Wo ist Hannah?
Was habt ihr mit ihr gemacht?
Ich sah die beiden böse an.
Ich biete mich im Austausch gegen sie an.
Falls sie Nein sagen sollten war ich bereit anzugreifen.
Ich war in Angriffshaltung.
Die Hexe kam mir so vertraut vor. Wieso?
Ich schob den Gedanken beiseite.

Jack, es ist alles in Ordnung, bitte...
Ich war vorsichtig aufgestanden, er konnte sich nicht erinnern.
Was bedeutete das?
Ich sah zu Xiaomeng, die genauso erschrocken aussah wie ich.
Jack, ich bin es, Anjanka. Bitte du kennst mich doch.
Ich lief vorsichtig auf ihn zu, schickte vorsichtig meine Gefühle durch unsere Prägung.
Was wenn er sich nie mehr erinnerte?