Ein großer Felsen im Wald

Hmm.. Also die Kontrolle zu verlieren hört sich schon mal nicht sehr entspannt an...
Aber was solls?
Sie verwandeln sich in Wölfe das muss einfach cool sein. fügte ich grinsend hinzu.
Ein weiteres Heulen wurde laut und mir kam der Gedanke, wie es wohl sein würde mit einem Werwolf in der Selben Hütte zu wohnen.

Ist es sicher.
Bei dem nächsten Heulen dachte ich daran was wohl passieren würde wenn ein paar Wölfe hier wären.
Wären sie freundlich oder nicht?
Wussten sie überhaupt wer wir waren?
Innerlich nahm ich mir vor diese Fragen mal einem Werwolf zu stellen.
Meine Gedanken wurden von einem weiterem Heulen gestört und ich sah wieder zum Mond.

Ich sah auch auf zum Mond und zu den zahlreichen Sternen die immer heller wurden.
Gibts hier eigentlich sowas wie ne Sperrstunde? fragte ich Cora.
Nicht, dass ich mich daran halten würde, aber dann wüsste ich wenigstens, dass ich aufpassen müsste.
Ach ja. ich sah sie an.
Kannst du bitte versuchen nicht ganz so laut zu denken?
Die Frage hätte sicherlich witzig gewirkt, aber im Ernst, sie dachte so laut, wie die Wölfe heulten.

Ich sah Cody verwirrt an.
Ich denke nicht, dass es sowas wie ne Sperrstunde gibt und wenn hab ich mich nur nie dran gehalten in den zwei Jahren die ich jetzt hier war. Ich kanns versuchen aber wie denk man leiser?
Mein Blick wanderte wieder zum Wald und dann zum Mond.
Vielleicht dachte man ja leiser indem man in Gedanken flüsterte?
Ein Grinsen entkam mir und ich sah wieder zu Cody.

Immernoch zu laut. sagte ich und lehnte mich zurück, bis ich auf dem Felsen lag.
Mein Blick wanderte über den Nachthimmel und suchte die einzelnen Sternbilder.
Wenigstens eine Sache, die sich nicht vollkommen verändert hatte.
Meine Augen blieben am Abendstern, der Venus hängen.
Dieser Stern war mein liebster Himmelskörper, sogar noch vor dem Mond.
Es gab eine Menge Sagen, die sich um diesen Stern rankten, aber auch wenn es Hexen, Feen, Werwölfe und Vampiere wirklich gab bezweifelte ich, dass eine davon auch nur im mindesten der Wahrheit entsprach.

Ich versuchte gedanklich die Klappe zu halten und sah weiterhin zum Mond.
Ein paar Wölfe kamen näher, denn man hörte ihre Schritte deutlich.
Besser so oder immer noch zu laut?, fragte ich gemurmelt in Richtung Mond.
Schließlich sah ich, ein paar Momente später, zu Cody.

Ich lachte kurz.
Du kannst deine Gedanken nicht abstellen Cora, das ist so lange du lebst unmöglich.
Aber ist schon okay, ich kanns bestimmt irgendwie abstellen.
Mein Blick traf kurz den ihren, dann sah ich wieder zum Abendstern.
Ich fragte mich was für Kräfte andere Feen hatten und beschloss mich mal mit ein paar von ihnen zu unterhalten.

Ich grinste kurz.
Leise zu denken ist eben nicht einfach. Aber ich versuche keine Geheimnisse oder ähnliches zu denken., murmelte ich kurz.
Dann sah ich wieder zum Mond.
Als ich mich das nächste mal dem Wald zuwandt war es fast komplett dunkel.
Ist es echt schon so spät?, fragte ich mich diesmal laut.

Ich sah mich erneut um.
Scheint so...
Nicht, dass ich etwas gegen die Nacht oder Dunkelheit hatte, im Gegenteil ich liebte Nacht und Dunkelheit, aber auch wenn es keine Sperrstunde geben sollte war es sicherlich nicht richtig so spät noch draußen zu sein.
Ich setzte mich auf und sah zu den Bäumen hinüber.
Auf ein Mal blinkten überall um uns herum kleine Lichter auf, die sich erhoben und durch die Luft wirbelten.
Sieh dir das an Cora, Glühwürmchen.
Peinlicher Weise musste ich zugeben noch nie welche in Realität und freier Wildbahn gesehen zu haben.

Ich lachte kurz.
Glühwürmchen waren einfach toll.
Mit einem dezenten Lächeln im Gesicht sah den Käfern nach.
Konnte ich mich eigentlich auch in sowas verwandeln?
Glühwürmchen sind irgendwie faszinierend., murmelte ich.
Mein Blick huschte kurz zu Cody.
Dann folgte ich wieder einem Glühwürmchen das gerade vor meiner Hand herum flog.

Ich sah mich mit großen Augen um un sah, wie die Glühwürmchen alles um uns herum in ein geradezu magisches Licht hüllten.
Ich bekam es nicht mehr so genau mit, aber ich glaube, ich sagte so etwas wie "wow" auch wenn das den Anblick nicht im geringsten beschreiben konnte.
Die Lichtung um den Felsen schien in eine Art Spiegelbild des Nachthimmels verwandelt worden zu sein und wir saßen mitten drin.

Irgendwann flog das Glühwürmchen von meiner Hand weg zu den Anderen.
Ich beobachtete es fasziniert lächelnd weiter.
Die kleinen Käfer schienen schon fast zu Tanzen.
Das, das Heulen der Wölfe, der Mond und der Wald vermischten sich zu einer beruhigenden Atmosphäre.
Ich versuchte mich zu erinnern wann ich das letzte Mal so ruhig war, aber das war zu lange her.

Ich lachte kurz auf, als eine Glühwürmchen um meinen Kopf herum schwirrte.
Zugegeben, ich benahm mich wie ein kleines Kind, das ein neues Plüschtier bekommen hatte, aber wie gesagt ich hatte noch nie Glühwürmchen gesehen und erst recht nicht so viele.
Plötzlich traf ein kalter Wassertropfen meine Hand und ich sah auf.
Durch die Glühwürmchen hatte ich garnicht bemerkt, dass der Himmel nun wieder von Wolken verhangen war.
Weitere Tropfen fielen vom Himmel und innerhalb weniger Sekunden saßen wir mitten in einem Mittsommer-Monsun.
Doch gegen jede Logik blieb ich auf dem Felsen sitzen, das Gesicht zum Himmel gewandt und lächelte.
Vielleicht habe ich es schon erwähnt, aber ich liebte Regen einfach-

Die Glühwürmchen verzogen sich durch den Regen leider, aber das machte mir nicht viel aus.
Ich rutschte vorsichtig vom Fels und hüpfte auf den Boden.
Mit geschlossenen Augen sah ich Richtung Himmel.
Die Wassertropfen zogen Spuren über mein Gesicht und ich lächelte.
Meinen Blick wieder gerade aus gerichtet atmete ich tief durch.
Der Geruch von Wald gemischt mit Regen war unbeschreiblich.

Ich liebte das Geräusch des Regen und auch das Gefühl, das er auf der Haut hinterlies.
Fast so sehr wie das Geräusch und das Gefühl des Windes.
Glühwürmchen vertrugen sich mit Regen natürlich nicht allzu gut, weshalb diese auch in den Wald flüchteten.
Auf der Lichtung wurde es wieder dunkel, sodass ich kaum noch etwas sehen konnte.
Zum Glück konnte ich aber noch die Gedanken von Cora hören.
Ich versuchte natürlich nicht zuzuhören, was aber sehr, sehr schwer war.
Wie das wohl erst in der Mensa werden würde...

Es wurde dunkler und langsam sah man nichts mehr.
Ich drehte mich einmal im Kreis, wobei ich fast ausrutschte.
Wann war der Boden so verdammt matschig geworden?
Zum Glück konnte ich mich am Fels noch festhalten.
Okaaay der Boden ist so gar nicht matschig., meinte ich nur.
Dann stellte ich mich wieder gerade hin.
Den Mond sah man auch nicht mehr gut.

Ich schätze mal wir sollten lieber zurück gehen. sagte ich lachend und rutschte langsam vom Felsen.
Der Boden war vollkommen durchnässt und matschig und es war schwer nicht auszurutschen, doch bisher schaffte ich es immerhin nicht mit dem Gesicht vorraus im Schlamm zu landen.
Ich sah mich in der Dunkelheit um.
Weisst du zufällig in welche Richtung wir müssen? fragte ich dann etwas hilflos in Coras Richtung.

Etwas hilflos drehte ich mich um.
Ähm.
Ich fuhr mir durch meine inzwischen komplett durchnässten Haare.
In die Richtung müsste der See liegen. Dann gehts da zurück. Oder auch umgekehrt im Dunkeln ist das echt schwer., meinte ich und zeigte in die entsprechenden Richtungen.
Verwirrt biss ich mir auf die Unterlippe.
Naja wie sagt mein Vater immer so schön? No risk, no fun. Also wohin gehen wir?
Noch immer verwirrt blickte ich in Codys Richtung.

Unschlüssig blieb ich mitten auf der Lichtung stehen und sah mich um.
Woher sollte ich den wissen wo wir lang sollten?
Ähm... gab ich mal wieder sinnvoll wie immer von mir.
Wenn ich jetzt einfach in irgendeine Richtung loslaufen würde, würden wir bestimmt irgendwo in Kanada landen.
Und Cora hatte genauso wenig Plan, wie ich ihren Gedanken entnahm.
Ich weiss nich..
Wir verlaufen uns doch noch.

Also in Kanada oder so werden wir schon nicht landen immerhin ist das Camp ja umzäunt. Hoffentlich. Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht irgendwie von Wölfen angegriffen werden oder in den See fallen., meinte ich.
Dann schlich ich langsam ein paar Schritte herum.
Nope. Sieht alles gleich aus.
Hilfe suchend sah ich zum Himmel.
Aber den Sternen konnte man auch nicht die Richtung ablesen, da Wolken sie immer noch verdeckten.

Bei ihrer Bemerkung runzelte ich kurz die Stirn.
Sie hatte das ausgesprochen, was ich gedacht hatte... strange.
Sie konnte nicht Gedankenlesen, oder?
Na egal.
Unser Ziel sollte es jetzt sein die Zivilisation wieder zu finden.
Ich lief zu einem Baum.
Der kommt mir bekannt vor... dachte ich, doch leider wurde ich von meiner netten Gedankenstimme unterbrochen.
Von wegen.
Die Bäume sehen hier alle gleich aus also tu nich so, als wüsstest du was du tust.
Auch wenn ich meine Gedankenstimme abgrundtief hasste, sie hatte Recht.
Hier sah wirklich alles gleich aus, jedenfalls alles das wir in der Dunkelheit erkennen konnten.

Ich ging langsam zu Cody.
Wie wärs wenn wir einfach mal in eine Richtung gehen? Mehr als dass wir uns im Camp verlaufen passiert schon nicht. Ich würde ja hochfliegen und gucken aber bei dem Regen geht das schwer.
Der Regen ließ nicht nach.
Kurz bildete ich mir sogar ein, dass er stärker wurde aber das glaubte ich kaum.
Die Wölfe waren komplett verstummt.
Haben sich wahrscheinlich in eine Höhle verkrochen..

Okay und wo lang? fragte ich sie dann und verschränkte wieder die Arme.
Durch den Regen war ich nun vollkommen durchnässt und meine Füße ertranken mittlerweile in meinen überfluteten Schuhen.
Das würde sicher ein tolles Bild abgeben, wenn ich so in die Hütte kam.
Ich sah Cora an un hab eine Augenbraue.

Ich drehte mich nochmal im Kreis.
Dann zeigte ich wahllos in eine Richtung.
Da lang., meinte ich optimistisch.
Meine Gedanken sagten aber sicher etwas anderes.
Wir verließen die Lichtung und es wurde noch dunkler.

----> Der See/ Bei einem Baum

Laut ihren Gedanken war Cora nicht im geringsten so sicher, wie sie mir glauben machen wollte, aber ich sprach es nicht aus.
Ein Glück, dass Niemand meine Gedanken lesen konnte.
Ich glaube das würde mich mehr als nur massiv stören und so Jemandem würde ich nie auch nur einen Funken Vertrauen entgegenbringen.
Aber was sollte ich machen?
Mit in den Taschen meiner Strickjacke vergrabenen Händen folgte ich ihr und versuchte meine pessimistischen Gedanken zu verdrängen.
Immerhin hätte es schlimmer kommen können. gab meine Gedankenstimme von sich und sie hatte Recht.
Das heiterte mich zwar etwas auf, aber es änderte nichts an der Situation, in der ich nun war.
Ich schüttelte den Kopf und folgte Cora weiter durch den Wald.

---> Baum am See